„Die Krankenhäuser in Hamburg und in Moskau kooperieren“, sagt er, wiederum mit einer ordentlichen Prise Stolz, „um mir das Weiterarbeiten zu ermöglichen“. „Cooperation“ und „Communication“ sind seine Wörter, und sie sind ihm wichtig. Man hat sich sehr bemüht, herauszufinden, warum er seit der letzten Dialyse plötzlich starke Dauerschmerzen in den Muskeln und den Knochen hat, bisher ohne Erfolg, „aber sie werden es herausfinden“, meint er und holt tief Luft.
„Excuse me“, das wird er noch oft sagen, wenn er eine kleine Erzählpause macht und dann fortfahren will. Es wird ein Abriss seines Lebens und seiner Einschätzungen der Machtverhältnisse dieser Welt und man merkt: er hat eine Menge gesehen und erlebt. „Cooperation“ und „Communication“ sind die Eckpfeiler seines Glaubens an unsere Fähigkeit, in Frieden miteinander zu leben.
Syrien, Russland, die Ukraine, Putin, die Flüchtlinge, er holt weit aus. Und natürlich „Amerika“, wie er sagt, er sei nicht „anti“, aber er wolle Antworten auf seine Fragen.
Und dann macht er eine längere Pause. Und sein „excuse me“, bevor er zum letzten Teil seiner Erzählung kommt, klingt anders, es weint fast.
Er ist im Irak geboren. Von der Hochzeit erzählt er, die in der Nähe seines Heimatdorfes gefeiert werden sollte. Man habe Zelte errichtet, drei Tage und Nächte ein rauschendes Fest gefeiert und dabei auch, wie es der Brauch sei, in die Luft geschossen, Freudenfeuer.
„Sechshundert Menschen“, sagt er tonlos, „mussten sterben, als das Areal gezielt bombardiert wurde“.
„Excuse me, how can wie love them?“ fragt er und schaut mich an. Es ist die Frage eines Menschen, dessen Leben fast buchstäblich an seidenem Faden hängt und der mit dieser Frage nicht eine negative Antwort geben will, sondern ohnmächtig nach seinem eigenen Ausweg sucht. Ist da noch ein Weg? Die Milde hinter seinen harten Gesichtszügen spricht von einem „Yes“. Auch wenn es zögert.
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