In einer empfindsamen Situation, in der etwas sehr Persönliches, das mir wertvoll und wichtig ist, etwas, in das ich all meine Liebe hineingelegt habe und das ich nun einer kleinen Öffentlichkeit präsentiere, in der du sozusagen „der Erste“ bist, derjenige, dessen Meinung als die profundeste gilt, und der die Achtung aller Mitglieder dieser öffentlichen Gruppe Menschen genießt, der Erfahrenste zu sein in den Dingen, die hier besprochen werden, in dieser Situation machst du mich mit meiner kleinen Arbeit, die ich präsentiere … du machst mich klein, du würdigst sie und mich gleich mit herab, führst mich vor wie ein kleines, dummes Kind, zeigst spottend auf mich und erntest das Gelächter der „Gemeinde“, die dir damit erneut bestätigt, dass hier kein Zweifel aufkommen wird an deiner überlegenen, nein: erhabenen Meinung. Ich sage ein paar Worte und gehe. Hier ist kein Willkommen. Ich muss sehr schnell hinausgehen aus dieser Situation und mich zurückziehen: ich spüre, wie mich die Emotionen beherrschen wollen, der Zorn kocht in mir hoch, die Fäuste fliegen schon in meiner Phantasie – auch auf mich bin ich zornig: hätte ich es doch wissen müssen, wieso bin ich da wieder mal freiwillig ins Messer gelaufen? Zuhause werde ich ruhiger. Schön, dass ich mich gleich entzogen habe, statt auf der Basis meiner Emotionen zu reagieren und zu kämpfen. Das ist nicht mein Weg. Dafür bin ich nicht hier. Soweit ist alles schon mal klar! Dein Verhalten ist für mich „höchst aggressiv“, so sage ich dazu, und ja, das kann man so stehen lassen,die Dolche in meiner Seele sind noch deutlich zu spüren. Der Moment ist genial gewählt gewesen, heftiger als an dieser Stelle hätte man mein Selbstgefühl nicht attackieren können. Und das ist nicht einfach so wegzuwischen, das will ich auch nicht: ich müsste mich verleugnen: so und genau so nehme ich die Situation wahr. So ist sie für mich gewesen! Daran, dass ich das jetzt erst mal vor mir selbst nicht relativieren, beschönigen, irgendwie einschränken muss, werde ich noch ruhiger. Und endlich bin ich im Gebet: „Kommst DU zu mir und zeigst mir, dass dies alles nicht wahr IST?“ Mein Athem geht sofort tiefer, füllt wieder Räume, die verlegt gewesen sind: diese Bitte bleibt nie unerhört. Es ist, als gingen alle Fenster meines Innenraums wieder auf, die ich in dieser für mich so unangenehmen Situation wie in einem alten Reflex wieder lichtdicht verschlossen habe: Es ist wieder DEIN LICHT DA! Danke! Schon diese kleine Hinwendung hilft. Danke für diese unendliche Erleichterung, die mich durchströmt! Die ganze Situation ändert sich vor meinem inneren Auge: DU warst auch eben schon DA, bei mir, bei dem, der die Schmährede gehalten hat und bei seinen Claqueuren und hast auf uns ALS EINS geschaut! Schon fällt es mir schwer, „Schmährede“ und „Claqueure“ zu denken, wenn ich Euch in DEINEM LICHT sehe: hab' ich mir nicht gerade eingestanden, dass ich selbst ebenfalls – nicht anders als ihr – die Fenster geschlossen gehalten habe? Woraus könnte jetzt noch mein Gefühl, auf einer „richtigen Seite“ zu stehen, das „Opfer“ zu sein, kommen? Wir können nur Opfer der eigenen Entscheidung sein, die Fenster vor dem LICHT zu verschließen. Aber jetzt leg' ich DIR, DER DU uns dieses LICHT bringst, noch eine Frage vor, die mich manchmal, wie auch diesmal, quält: „War der „Schmähredner“ vielleicht gar nicht aggressiv? Hab' ich mich von vornherein einfach nur getäuscht? War mein Denken, er sei „aggressiv“, nicht ausschließlich das Ergebnis meiner Entscheidung, das LICHT auszuschließen und so auf ihn zu schauen? Hat mir die „rüde Abweisung und das Versagen von Bestätigung“ nicht wieder zu diesem Moment des LICHTS verholfen? Sollte ich dem, auf den sich mein Zorn gerichtet hat, nicht dankbar sein? Ich bin einen Moment lang überfordert, komme nicht raus aus der Frage in die Antwort, und ich biete kurzerhand Jesus den Platz neben mir auf dem Sofa an und frag' Ihn direkt: „Sag' Du mal, BRUDER, wie ist das?“ „Ihr neigt immer sehr schnell dazu, die Ebenen eurer Wahrnehmung in die gewohnte Ordnung zurückgleiten zu lassen, sobald ihr ein Wunder erlebt habt!“, sagt er zu meinem großen Erstaunen. „Und das führt zur Verwirrung über die Frage, was "wahr" sei. Du hast eben kurz das LICHT gesehen: Der dich so missachtet hat mit seiner Rede, der ist in WAHRHEIT dein Bruder, der sich nach nichts anderem sehnt als du auch: nach dem LICHT DER LIEBE. Und du hast auch alle anderen, die du „Claqueure“ genannt hast, in IHREM LICHT gesehen. Auch hast du bereits alle Antworten gegeben: Ja, du hast sie falsch gesehen, indem du zornig auf sie gewesen bist und ja: du solltest vielmehr diesem Bruder dankbar sein: er hat dir deine falsche Entscheidung, das LICHT auszuschließen, bewusst gemacht und dir die Gelegenheit gegeben, um Korrektur zu bitten. Er ist nicht „aggressiv“ gewesen, er hat nach deiner Liebe gerufen. Und du hast sie ihm jetzt gegeben.“ Jesu' Worte wärmen mein Herz, aber sie nehmen mir noch nicht gänzlich meine Qual: „Also war meine Wahrnehmung von ihm falsch, ich hab' einfach nur gesponnen, als ich ihn als „aggressiv“ angesehen habe?“ Da lächelt Jesus, froh über die Frage, von der er weiß, dass sie gestellt und beantwortet werden muss, bevor der FRIEDE einkehren kann: „Wieso schließt du jetzt wieder die Fenster, um mich das fragen zu können?“ sagt er einfach und geht. Es ist alles gesagt. Die Antwort blüht in mir auf wie immer, wenn sich die Ebenen der Wahrnehmung zurechtrücken: Nur meine Bewertung der Situation war „falsch“, nicht meine Wahrnehmung. Ja: sein Verhalten war das, was wir unter uns Menschen als „aggressiv“ bezeichnen, das Verhalten der anderen war „hörig“, sie haben mich „verraten“ an ihr Idol: so sieht meine Wahrnehmung immer noch aus! Und ich empfinde sie, als „richtig“ in diesem Sinn: ein getreuer Spiegel dessen, was sich „tat-sächlich“ ereignet hat. Nur: dass jetzt dabei meine Fenster wieder offen stehen und ich dieser Wahrnehmung nicht länger – so wie überhaupt keiner Wahr-nehmung – DIE WAHRHEIT zuspreche: SIE fällt vielmehr als LICHT DER LIEBE durch die Fenster meiner Wahrnehmung herein, die SIE nicht auslöschen, wegwischen, relativieren, negieren oder in irgend einer Weise ihren Wert für mein Hier-Sein schmälern will, sondern TRANSZENDIEREN mit IHREM LICHT ... … IN DEM ich auf dich blicke jetzt … … der mich gerade noch derart angesprochen hat …. … als auf meinen Bruder. Danke! Danke euch! Danke DIR! *
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Einen einzigen Ton spielt‘ ich nur Auf dem Klavier Und für Dich: Es war ein leises, gefühlvolles „A“! Umgeben von einem Klang – wohl in Dur, Schien es mir – Ein Traum sicherlich – Dass ich Dich, wie Du es merktest, sah, Und in die Nacht Du lauschtest hinein: In diesem einen Ton lag mein ganzes Sein. * Im Mitgliederbereich des Forums auf dieser Seite führe ich zur Zeit jeden Tag ein Gespräch mit der von mir frei erfundenen „Klara“ über je einen der „Fünfzig Grundsätze der Wunder“, die den Anfang des ersten Kapitels des KiW bilden. Mit dabei ist sozusagen auch Kenneth Wapnick („Ken“), der als bedeutendster Interpret des KiW gilt, mit seinem Buch „Wunder als Weg“ (Greuthof-Verlag), in dem er ebenfalls alle fünfzig Grundsätze kommentiert und dazu Fragen beantwortet, die in einem Seminar dazu an ihn gerichtet worden waren. Heute Morgen erreicht uns alle die Nachricht von dem Attentat auf dem Berliner Weihnachtsmarkt, bei dem viele Menschen sterben oder verletzt werden. In meinen ersten Emotionen wollte ich daraufhin das heutige Gespräch mit Klara auslassen und erst morgen weiterschreiben. Sehr heftig hat mich dieses Gefühl der Ohnmacht „erwischt“, als ich die Bilder gesehen und die Berichte gehört habe. Aber dann habe ich doch mit Klara gesprochen über den „Zwanzigsten Grundsatz der Wunder“, der das, was die „Wahrheit“ ist, in einem anderen Licht sieht als dem von uns gewohnten, das uns in einer solchen Situation, wie wir sie heute miterleben müssen, nur Ohnmacht, Traurigkeit und Ausweglosigkeit zeigen kann. Es hat mir geholfen, durch meine ängstlichen Emotionen hindurch noch etwas anderes zu sehen und still werden zu können für etwas, das ich „Anteilnahme“ nennen würde. All meine Liebe für die vielen Menschen, die auf diese tragische Weise gestern Abend vom Schicksal zusammengeführt worden sind! * Hier die Internetadresse der WUNDERGRUNDSÄTZE auf googel-books, dort "Seite 3" anklicken: „zwanzigster Wundersatz“: https://books.google.de/books?id=GAh9l6nfzvgC&printsec=frontcover&dq=ein+kurs+in+wundern&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=grunds%C3%A4tze%20der%20wunder&f=false K: Guten Morgen, Micha! M: Morgen, Klara, ich seh's dir an: du hast es auch schon gehört! K: Ja, es macht mich so traurig, ich wollte erst gar nicht herkommen, aber dann hab' ich mir gesagt: doch, grade dann, wenn der Kurs da keine Antworten gibt, gibt er gar keine! M: So sehe ich das auch. Wir hatten ja schon gedacht: es geht gut, keine Anschläge um die Weihnachtszeit … K: … und jetzt das! Mitten in Berlin mit einem LKW in den stark besuchten Weihnachtsmarkt … M: So viele Menschen, tausende, die jetzt unmittelbar betroffen sind, die Familien, Freunde, Mitschüler, Arbeitskollegen … K: So ist das ja auch gewollt: eine Demonstration unserer totalen Ohnmacht der Gewalt gegenüber: wir sind ein Nichts in den Augen dieser Leute, die so was tun! M: Und obwohl wir wissen, dass wir selbst entscheiden, wer wir sind und ob wir die Möglichkeit, ein Nichts zu sein, für uns akzeptieren wollen, schwingt wohl bei den meisten von uns eben diese uralte Saite mit, wenn eine solch massive und willkürliche Bedrohung unseres Lebens augenfällig geworden ist: Gott wird uns eines Tages in dieses Nichts zurückstürzen, in das wir Ihn verbannt haben. K: Ja, da kann man wirklich mal nackt spüren, was der Kurs meint, wenn er von der „Angst vor Gott“ spricht: es ist der von uns selbst „gemachte“ Gott der Trennung, den wir fürchten. Aber in solch einem Moment wird die Frage ganz groß: Und, wo IST der andere GOTT, der gütige, der EINS mit UNS IST, wo ist der „sanfte Weg des HG“, der uns die Welt neu übersetzt und die „wirkliche Welt“ des Friedens zeigt? Die Welt als „Lernhilfe“: das wird vor solchen Bildern reinster Zynismus! M: Auch das wissen wir, dass wir mit solchen Fragen immer noch an unserem selbstgemachten Gott festhalten und deshalb immer dessen grausame Antworten bekommen. Aber es hilft nur Authentizität und Ehrlichkeit: dieses Fragen wird wieder übermächtig, so ist das jetzt auch in mir! Was hat das überfahrene Kind von der „Welt als Lernhilfe“? … K: … und ihre Mutter, die vielleicht gleichzeitig ihren Mann verloren hat, der mit der Kleinen auf dem Markt war, was würde die sagen, wenn ich ihr mit der „Wahrheit des reinen Geistes“ käme? Sie würde mich entsetzt anblicken und mich zu Recht für irre halten und sie würde die Dunkelheit, die in ihr ist, und mich in ihr anschreien mit der Frage, was ihr und ihren Lieben das jetzt helfe: sie seien tot! M: Moment! Du hast gesagt: „Wenn ich ihr mit der „Wahrheit des reinen Geistes“ käme“ und damit gemeint, wenn du der Mutter in dieser Situation beispielsweise unseren Wundersatz von heute vorlesen würdest oder über andere „Weisheiten“ des Kurses sprechen würdest. Das wäre wirklich irre! Wir können aber nicht sagen, wie die Mutter reagieren würde, wenn einer zu ihr ginge, der tatsächlich durch und durch von dieser WARHHEIT durchdrungen wäre. Stellen wir uns doch ruhig mal vor, Jesus selbst ginge zu ihr in dieser Situation … K: … Also ja, der … also gut, da kommt sofort irgend ein Vertrauen in mir auf, dass er die richtigen Worte oder Gesten oder was auch immer finden würde, sie mit dieser WAHRHEIT zu berühren. M: Was sagt uns das über uns, die wir nicht so weit sind wie er, die wir noch in Angst kommen in einer solchen Situation? Eben das: wir sind noch in Angst, und das soll und kann nicht weggeleugnet werden! Wir werden zu der Frau gehen, wenn wir jetzt z.B. dort als Helfer eingesetzt sind, und sie nach unseren Möglichkeiten trösten, so gut wir können, und hoffentlich nicht unsere Menschlichkeit zugunsten von Kursphrasen vergessen. Aber wir können IHN dabei mitnehmen! Unseren GROSSEN BRUDER, der sich von uns darin unterscheidet, dass er die Angst vollständig der LIEBE „geopfert“ hat. K: Das heißt also, wir können neben der Tatsache, dass wir uns eingestehen, noch in Angst zu sein, etwas zweites von uns sagen: Auch wenn es Situationen gibt, die uns in das Gefühl totaler Ausgeliefertheit und Ohnmacht führen, sind wir nicht mehr bereit, den „ALTAR“, wie es der Wundersatz heute sagt, zu verleugnen, der in WAHRHEIT da steht, wo wir den Körper und sein Denken selbst hingestellt haben. All unsere Gefühle zeigen uns das ja: wir glauben "von Haus aus" erst mal an unseren selbstgemachten „Altar“, also das, was in unserem Innersten das „Heiligtum“ ist: unseren Körper, der allein „Leben hat“. M: Dass wir uns Jesus vorstellen können, der etwas ganz anderes vermitteln könnte als wir mit unserem Mit-Leid und unserer Trauer - auch wenn dieses „andere“ zunächst vielleicht nicht für uns fassbar wird – zeigt aber, dass in uns bereits ein anderer Glaube groß geworden ist. Er konkurriert noch heftig mit dem Egoglauben, aber wir verleugnen ihn nicht mehr. K: Ja, das Bild hilft mir gerade sehr: Wenn ich mir die verzweifelte Mutter am Ort des Geschehens vorstelle, wie sie – selbst mutterseelenallein – ins Leere schaut, und dann Jesus zu ihr kommen sehe … so, wie er zu mir ja schon so oft gekommen ist … M: … dann haben wir vielleicht nicht mehr als eine Ahnung davon – aber das wäre ja schon so viel – was unser Satz bedeutet: „Wunder rufen das Bewusstsein wach, dass der reine Geist, und nicht der Körper, der Altar der Wahrheit ist“. K: Wir haben hier um ein Wunder gebeten mit diesem Gespräch. Dass wir uns lebendig vorstellen können, dass Jesus eine fundamental andere Wirkung des Tröstens hätte als wir in unserer angstumstrickten Schwäche, ist tatsächlich ein Wunder. Nicht der Gedanke an sich, aber dass er in uns lebendig geworden ist! M: Und haben wir den Mut, noch zu fragen, inwiefern dies eine „Einsicht ist, die zur heilenden Kraft des Wunders führt“? K: Was wird geheilt? Unser Geist, unsere Angst, aber was hat das Kind davon, es ist … nein, nicht tot, es ist gestorben. Was hat das Kind davon, was hat die Mutter davon? M: Was IST das Kind, was IST die Mutter in den Augen CHRISTI? Wo SIND sie beide? JETZT? K: In SEINEN Armen, mit uns zusammen. Wird sie das irgendwann einmal glauben können? M: ER weiß. Wir vertrauen uns IHM an. Das ist der maximale Liebesdienst. Wir glauben, dass diese Mutter jederzeit erreichbar ist für ihre und die WAHRHEIT ihres Kindes. Wir sind ihre Geschwister der Angst wie der Gewissheit und gehen mit ihr. K: Mit hoffentlich offenen Augen für die „Heilung“, wie auch immer sie sich uns zeigen mag ... M: Ich hab' das Gefühl, dass mehr für uns jetzt nicht zu sagen ist, was meinst du? K: Ja, einverstanden, ich will auch zurück zu Paula, falls sie Fragen hat zu den Ereignissen. Aber da fällt mir noch was ein! Ken hat in seinem Kommentar zu diesem Wundersatz eine Stelle aus dem Kurs zitiert: „Lehre nicht, dass ich umsonst gestorben bin. Lehre vielmehr, dass ich nicht gestorben bin, indem du aufzeigst, dass ich in dir lebe!“ (T-11.VI.7:3-4) M: Bis morgen, Klara! K: Bis morgen, bis morgen! * … wie niedergetretenes Gras, vom Vorwurf unterlaufen knicken sie ein und ducken sich vom Licht weg ins Dunkel, jagen Dich in Schuld und Pflicht, im Namen dessen, was ist, was gilt in dieser Welt: Recht, Ordnung, Normalität, Realität. Dir geht der Atem aus, Du kannst nichts gegen ihre Wirklichkeit sagen, und hörst sie doch nach Antwort zum Himmel schreien in ihrer sprachlosen Niedergetretenheit: krank, schuld, unheilbar, zu spät, verspielt, verdammt, verurteilt, verjagt, vertan, verloren, gefoltert und gequält, von allen guten Geistern verlassen. Klang erstarrt zu Schmerz. Ihre Spuren, die sie durch den Geist ziehen, kreuzen sich dort, wo alles ist, was nicht mehr ist: im Tod. Und unaufhörlich suchen sie ihr Opfer, Dich, um im Namen ihrer Wirklichkeit den Vorwurf auf Dir abzuladen: Du bist schuld an der Zerstörung unserer schönen Welt. Doch mitten im Lärm diese stille Lilie, von der Du spürst, nein: hörst, dass sie nie einknicken würde, auch wenn der schwerste Stiefel über sie käme. Woher kommt dieses Wort? In wessen Namen vertritt es das, was ist? Wörter wie Vogelfedern, getragen von Dankbarkeit, der Luft und dem Licht sich hingebend, von der Liebe selbst zusammengehalten in Leichtigkeit und mit Sinn erfüllt. Blütenlicht winkt die Blume dem federleichten Vogel zu, und von der Macht dieses Grußes richtet sich das Gras ringsumher wieder auf. * Morgendliche Nebelschleier über einer Wiese, das Gesicht eines schlafenden Kindes, Dein Lächeln für einen Augenblick:
Es gibt eine Zartheit, bei der sich die Dinge nicht berühren, sondern ... in der sie sich treffen. * Ich wurde neulich Zeuge eines heftigen Streits zwischen zwei Autofahrern, die beide den einzigen Parkplatz weit und breit für sich beanspruchten. Beide waren sie große, massige, eher grob gestaltete Männer zwischen dreißig und vierzig, und beide in höchster Erregung. Sie kamen sehr schnell an die Grenze ihrer verbalen Ausdrucksmöglichkeiten und gingen jetzt körperlich aufeinander los. Heftig stieß einer den anderen von sich weg und man durfte befürchten, dass der „point of no return“ längst erreicht war. Einem Impuls folgend ging ich zu einem der Männer hin und legte ihm meine Hand auf die Schulter, ich hatte überhaupt keinen Plan dabei. Und was ich da fühlte, das war, auch im Kontrast zu der sichtbaren Anspannung dieses Körpers und seiner extremen Abwehrhaltung frappierend: etwas absolut Ruhiges und unendlich Zartes. Ich erschrak nicht darüber, genausowenig wie dieser Mann, der in seiner Bewegung innehielt und nur leicht den Kopf zu mir neigte, als wolle er fragen, ob ich eine Lösung habe. Ich nahm die Hand von seiner Schulter und trat ein paar Schritte zurück. Dann sagte ich nur: „Ich glaube, da hat jeder von Ihnen beiden irgendwie recht und auch unrecht. Geben Sie sich die Hand und gehen Sie auseinander, das wird das Beste sein.“ Um zu zeigen, dass sie sich beide natürlich nichts sagen lassen wollten, gingen sie noch einmal mit einer massiven Drohgebärde aufeinander zu, ohne sich aber dabei zu berühren, gaben sich selbstverständlich nicht die Hand, stiegen in ihre Autos und fuhren weg. Die Parklücke bekam ein Dritter. Es gibt eine Zartheit, die direkt hinter der Angst auf uns alle wartet, um uns zu sagen, dass sie immer für uns da ist und alles für uns verbunden und unverletzlich in sich bewahrt. Und sie ist nichts Körperliches. Sie ist im Geist. * In der Erzählung „Der engen Angst bange Frage nach der Weite“ macht Marie ähnliche, heilsame Erfahrungen mit dieser Zartheit hinter der Angst. Es ist meine eigene Geschichte, die ich erzähle, um ein Beispiel der LIEBE zu geben, von der auf diesen Seiten die Rede ist und die ich aus meinem Erleben nur so - als Wunder einer zärtlichen BEGLEITUNG - beschreiben kann.
Das Lied war längst verklungen, So schön ward es gesungen!, Es blieb, als alle schon gegangen, Zu lieben und zu leiden, zu hoffen und zu bangen, Als Kontinuität in seinem Ohr – Geheimnisvoller Chor, Der wie in einem Traum Des Liedes weiter Klang und Raum – Und blieb auf seiner Seele Grund Wie ein Gebet – Nur Stille und. * |