Ich setze mich auf eine Bank und genieße die Ruhe der Eppendorfer Landstraße, die mit ihren wunderschönen Altbauten, den zahlreichen kleinen Geschäften und dem üppigen Grün der Straßenbäume noch in tiefem Schlaf liegt. Ab und zu kommt jemand vorbei, ein Zeitungsausträger, ein Spätheimkehrer und jetzt sogar ein Jogger. An seiner Kleidung ist er als solcher zu erkennen. Mit halb geöffneten Augen geht er ganz langsam an mir vorbei, er ist wohl entschlossen, seinen so heldenhaft früh unterbrochenen Schlaf doch noch bis mindestens zur nächsten Ecke fortzusetzen, bevor er das tun wird, was seine Kleidung jetzt schon verspricht.
Wenige Autos fahren um diese Zeit auf der Straße und als der erste Bus an der Ampel hält, bäumt sich für einen kurzen Moment der „normale“, an die Realität eines Großstadttages erinnernde Geräuschpegel in die Stille, um gleich wieder in sich zusammenzufallen: wieder diese herrliche Ruhe!
Da geschieht etwas mit mir. Unspektakulär. Nichts, was ich nicht eigentlich schon gesagt hätte. Aber jetzt erst geschieht es: ich werde ruhig. Es ist, als sei ich mit all den Schlafenden hinter den dunklen Fenstern zuinnerst verbunden, und nicht nur mit ihnen, auch mit den Bäumen, dem immer noch leise fallenden Regen und den Gedanken des Joggers, die ich nicht kenne, und dennoch …
… ist da eine Kraft in allem!
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