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                                                                 Gebet

7/9/2015

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Lieber Benni,

ich schreibe dir diesen Brief, obgleich es sehr wahrscheinlich ist, dass er dich in dieser Form nie erreichen wird. Aber weißt du, es gibt ein paar unleugbare Erfahrungen in meinem Leben, die mir nahelegen zu glauben, dass wir uns immer und jederzeit erreichen können, unabhängig davon, ob die Worte gehört oder gelesen werden, und ganz sicher auch unabhängig von unserer physischen Präsenz. Deswegen schreibe ich dir also: um in Gedanken bei dir zu sein, und auch, um mir selbst zu helfen, diese Gedanken in Worte fassen zu können. Aber, um es noch einmal zu sagen: die Worte sind nicht wichtig, sie sind nicht das Eigentliche!

Wir sind uns nur einmal begegnet, vor etwas einem Jahr, als ich deine wundervolle Familie besucht habe. Du warst mir gleich sympathisch, so wie deine sechs Geschwister und deine Eltern, und ich denke gern zurück an den großen Tisch im Wintergarten, an dem ich mit euch eine Weile sitzen und am prallen Leben einer Großfamilie teilhaben durfte.

Sechzehn Jahre bist du jung, und jetzt hat dich das Schicksal vor eine große Aufgabe gestellt. Du bist an Schizophrenie erkrankt, und das gleich so heftig, dass du derzeit nicht mehr zu Hause sein kannst, obwohl du das so sehr willst. Die Klinik, in der du betreut wirst, ist ein ordentliches Stück weit von deinem Zuhause entfernt, so dass auch die Besuche deiner Familie nicht täglich stattfinden können.

Wäre es falsch, wenn ich sagte, das tiefste Gefühl, das deine Krankheit und die daraus entstandene Situation vermitteln, sei das der Ohnmacht? Und ist nicht Vieles an deinen Äußerungen der Versuch, der ihr innewohnenden Angst zu entkommen: Wut, Aggression, Verzweiflung, Anklage, Depression? Manchmal verstummst du, manchmal wirst du besonders laut, treibst die, die mit dir kommunizieren wollen, mit dem Schreckensbild  der Unerreichbarkeit von den Schienen ihres gewohnten Denkens und zeigst damit doch nur auf eben diese Ohnmacht, nicht mehr aus eigener Kraft begreifen zu können, was da mit dir geschieht, zeigst doch nur, wie ausgeliefert deiner eigenen Machtlosigkeit du dich erlebst.

Dieses Gefühl, Benni, vermittelt sich auch uns, die wir dich kennen und von deiner Situation erfahren haben, besonders aber wohl deiner Mutter, die noch den besten „Draht“ zu dir hat, und die unausweichlich mit ihrer eigenen Machtlosigkeit konfrontiert wird, nicht noch mehr für dich tun zu können, dich nicht einfach da herausreißen zu können.

Denk' nun nicht, lieber Benni, dass ich hier das Lamentieren beginnen will, ganz im Gegenteil, ich schreibe dir das, um dich an etwas zu erinnern: dass du mit dieser Ohnmacht, dieser Machtlosigkeit nicht allein bist, dass sie alles andere ist als dein privates Schicksal, auch wenn du jetzt besonders leidest unter der Form, in der sie sich bei dir zeigt. Dennoch: sie ist unser gemeinsames Schicksal, Benni! Dieselbe Ohnmacht ist in mir und in jedem Menschen, der jemals diese Welt betreten hat. Dieselbe Angst liegt über uns allen, zuinnerst machtlos zu sein dem Leben und seiner Schattenseite gegenüber: seinem Vergehen, über das niemand von uns Macht hat.
Nur die Form, wie, wann und wo sich diese Ohnmacht und Angst zeigt, ist für jeden von uns unterschiedlich. Jedes Unwohlsein, jedes Schuldgefühl, jede Krankheit spricht von dieser Angst, auch jede Aggression, Schuldzuweisung, jede Form der Gewalt sprechen von nichts anderem als von Angst und Ohnmacht.

Kannst du das für einen Augenblick so sehen? Dass du auf deine Weise nur ausdrückst, was in uns allen dieselbe Wirklichkeit ist?
Hältst du diesen einen Augenblick mit mir inne? Ich bitte dich sehr darum. Sieh kurz durch diese Augen, dann siehst du mit mir gemeinsam, dass unsere Ohnmacht nicht das letzte Wort ist, sondern die Frage nach eben diesem letzten Wort: nach Antwort.
Es ist unsere gemeinsame Frage nach einer Antwort, die wir uns nicht in unseren Worten geben können, dazu sind sie und sind wir zu einseitig, zu partiell, zu vorläufig. Unsere Worte können immer nur andeuten und die Antwort umkreisen.
Das Leben aber als Ganzes, das uns ungebrochen in seinen liebenden Händen hält, hat die Macht, sie uns zu geben, Benni, dir, deinen Eltern, deinen Geschwistern, mir, Jedem, und kann uns von unserer verzweifelten Frage, was uns denn heilen kann, erlösen.
Wenn wir dies nur einen Augenblick lang gemeinsam sehen können, ja: jetzt, in diesem Augenblick, haben wir es für immer gesehen.

Vertrau', Benni, es wird genau da, wo du bist, Gelegenheiten geben, die Antwort zu hören: du bist überall zu Hause und nirgendwo allein!

                                                                                             

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