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                                                         Segen statt Terror

16/11/2015

3 Kommentare

 
„Ich segne Dich.“

Wie anmaßend! Was weißt Du von mir?
Welche Arroganz, mich mit Deiner Vorstellung davon, was für mich gut ist, zu belasten, die Du obendrein noch verpackst in einen „Segen“, der doch sagen will: Am „Guten“ dieser Deiner Absicht kann es keinen Zweifel geben.
Wieviel helles Leben ist schon in die Dunkelheit von Denkverbot, blinder Treue und Gehorsam hineingesegnet worden und konnte sich, niedergedrückt von einem fremden Willen, aus dessen Umklammerung nur noch schwer oder gar nicht mehr befreien.
Was weißt Du von mir, dass Du Dich erdreistest, mich zu einer Figur in Deinem Phantasietheater machen zu wollen? Was gibt Dir das Recht, meine Worte, noch bevor ich fragend und suchend zu ihnen gefunden habe, mit den Deinen zu überschreiben? Das ist doch blanker Terror!
Hast Du gelesen, was diejenigen sagen, die sich zu der schrecklichen Tat in Paris „bekennen“: Es sei eine „gesegnete Attacke“ gewesen. Da lösen sich doch alle Worte in Tränen auf!

„Segen“, ein Wort wie „heilig“, „Gott“, „Wahrheit“, „Absolutheit“: sie sind mir allesamt  suspekt geworden an den Erfahrungen, die wir mit unseren gegenseitigen „Segnungen“ gemacht haben. Ich verzichte! Etwas anderes ist mir „heilig“ geworden: meine Autonomie, mein eigener, unabhängiger Wille, den ich gelernt habe durchzusetzen und frei zu halten gegen Bevormundung oder gar Überwältigung durch einen anderen, fremden Willen, der mich nur verbiegen kann.


So könnte es sich anhören, das Gedanken- und Assoziationsgewitter, das einem kleinen Wort folgt, das aus nichts weiter als fünf Buchstaben besteht und an sich vollkommen harmlos darauf wartet, bedeutsam zu werden: das ist es von sich aus nun mal nicht, wir legen erst Bedeutung in Worte hinein.  Freilich orientieren wir uns dabei an einem Konsens, der sich aus dem allgemeinen Sprachgebrauch ergibt, aber dennoch schwingen auch immer die Obertöne ganz individueller Sinngebungen mit, wenn wir mit Worten sprechen. Deren Inhalt und Aussage wird also ständig sozusagen „verhandelt“, und das Ganze ist idealerweise, wenn es also frei und ohne Zwang geschieht: lebendige Kommunikation.

Das spiegelt nicht mehr und nicht weniger als die intellektuell leicht einsehbare, dafür aber emotional um so schwerer zu ertragende Tatsache, dass es keine wahre Objektivität gibt. Es lässt sich einfach nichts auftreiben, was wir mit unseren Sinnen und unserem Verstand erfassen und von dem wir wirklich behaupten könnten, es SEI, nämlich unbezweifelbar wahr und also eine absolute Tatsache. Alles fließt, alles kommt und vergeht wieder, und selbst der „Tod“ als das vermeintlich Sicherste in dieser Welt, kann nicht absolut genannt werden und ist es glücklicherweise ja auch nicht: da wäre ja noch das, was als „Leben“ wenigstens eine Zeitlang vor ihm weglaufen darf, um das mal so flapsig auszudrücken.

Und jetzt kommst Du mit Deinem „Segen“ und willst mich doch hinziehen in den Bereich des Absoluten, des Unangreifbaren, Heiligen und Unbezweifelbaren. Nachdem ich mich darüber so schön aufregen durfte, und in dem deutlichen Gefühl, dass ich mit meinen emotional aufgeladenen Interpretationen  sicherlich nicht die ganze Bedeutungspalette dessen erfasse, was du „Segen“ nennst, hole ich also noch mal Luft.

Da gibt es eine Sehnsucht in uns. Etwas soll doch SEIN. Einfach SEIN. All die scheinbaren Fixpunkte unseres Lebens erweisen sich früher oder später als Täuschungen, wir waren es, die an ihnen festgehalten haben, vielleicht auch, ja, ganz bestimmt sogar auch, weil wir nicht von dieser Idee ablassen konnten: Etwas muss SEIN, sonst macht dieses Leben keinen Sinn. Irgendetwas muss sicherer SEIN als der Tod.

Im Lichte einer solchen Ahnung eines SEINS betrachtet: Was wäre, wenn ich Deinen Segen doch annähme?
Vielleicht hast Du dieselbe Sehnsucht nach einer unverhandelbaren GANZHEIT auch in Dir gefunden. Vielleicht hast Du gemerkt, dass Du für Dich allein auf die Frage, ob Deine Ahnung Täuschung ist oder ob sie die Wahrheit spiegelt, niemals eine Antwort bekommen kannst und hast nach einer Möglichkeit gesucht, Dich mitzuteilen und aus diesem Teilen mit anderen die Antwort zu beziehen. Kann unser Figurentheater hier mit allem Krieg und Elend und den kleinen Inseln des Glücks das letzte Wort über unsere IDENTITÄT sein? Oder gibt es ein „letzte Wort“, das von einem SEIN spricht, welches nicht den Bedeutungen, die wir ihm gegeben haben, unterworfen ist?

Vielleicht ist Dein Segnen eine Einladung an ein solches WORT, das nicht von Dir und nicht von mir kommen kann, weil wir auf die Grenze zwischen uns aus eigener Kraft nicht verzichten können und uns deshalb nicht selbst Antwort geben können, eben weil all unsere Antworten unausweichlich Grenzen ziehen.

“Ich segne Dich“.

Es wäre unklug von mir, auszuschließen, dass Du in einem ehrlichen Moment gekommen bist, in dem Du Deinem Segen keine eigene Bedeutung zugemessen hast.
Wenn wir in die Erfahrung dessen kommen wollen, was unser SELBST IST, können wir das nur, indem wir im Anderen sehen wollen, was wir SIND und unsere Privatwahrheiten der transformierenden Kraft des „letzten Wortes“ hingeben. Dieses WORT spricht im Gegensatz zu den unseren immer nur von der BEDEUTUNG, die Du mit mir gemeinsam BIST und ist der eigentliche SEGEN, den Du in diesem Fall dankenswerterweise eingeladen hättest, uns über unsere gemeinsame WAHRHEIT zu belehren.

Diese Belehrung, und sei sie nur ein Funke der GANZEN ANTWORT, nur ein Lächeln, nur ein Hauch eines gemeinsamen Athmens, die leise Bewegung eines versöhnlichen Gedankens, sei sie nur ein Stillerwerden der Umgebung,  das Auftauchen eines Dritten, der sich wie gerufen zu uns gesellt, ein unerwarteter Moment des Friedens, ein Hoffnungsschimmer in einer ausweglos erscheinenden Situation – sie wird uns in tausendundeiner Form von unserer unverbrüchlichen Verbindung, unserem EINSSEIN sprechen.
Vielleicht auch so wie damals, als ich einen Bericht im Fernsehen sehe von einer Verhandlung des Kriegsverbrechertribunals in Den Haag: Ein junger Mann wird verurteilt, er hat alles Schreckliche, das er getan hat, eingestanden und selbst um eine hohe Strafe gebeten, sich als im Wahnsinn handelnd bezeichnet und es ist ganz offensichtlich, dass er seine Schuld zutiefst empfindet. Das Urteil wird gesprochen und damit endet der Bericht, der Ton aus dem Gerichtssaal ist schon nicht mehr zu hören, der Abspann läuft. Da sieht man mit den allerletzten Bildern, dass der Richter von seinem Stuhl aufsteht, hinuntergeht zu dem Verurteilten und ihm seine Hand gibt.

Wer bin ich, wozu bin ich hier, und ist es möglich, dass ich aus dem Leben und der Liebe jemals herausfalle?

„Ich segne Dich.“

                                                                                                                                                     *
3 Kommentare
achim34 link
23/11/2015 10:25:06

Der vom ihm durch die wertenden Ego-Gläubigen errichteten Sockel zu dem juristisch (oder eher: legistisch sine iure) verurteilten Angeklagten hinabsteigende Vorsitzende überleuchtet das aus seinem Munde erklungene Urteil, indem er dem Verurteilten die Hand reicht und ihm also zuspricht: "Menschlich verurteile ich dich nicht." Ein großer Schritt!
Aber der Angeklagte hatte das Wort Jesu "Geh hin und sündige fortan nicht mehr!" (Joh 8,11) schon erhört und bekannte den Wahnsinn seiner Sünde. Wenn ein Vorsitzender zu einem Angeklagten schon vor dessem Bekenntnisse der Sünde und des aufrichtigen Entsagens ihrer hinabstiege und ihm ebenso aufrichtig die Hand gäbe, wäre der Segen vollkommen.
Doch dieser wäre den Ego-Gläubigen ein großes Erschreckendes: "Was? Der Richter segnet das Verbrechen oder den Verbrecher ab?!" Und aus dem Schrecken ragt die Angst um den sündigen, weil jenseitsausschließenden Erdentraum heraus: dieser ist der Saatboden aller Schuld.

Antwort
Michael
23/11/2015 14:19:26

Ich glaube, dass mein Segen in jeder Situation vollkommen sein kann, wenn ich mich innerlich vor dem Ganzen, dem Heilen, der versöhnenden Kraft hinter allen Erscheinungen verbeuge.
Vielleicht hat auch der Richter Hilfe gebraucht in dieser Situation, um diesen vergebenden Schritt machen zu können, und die Einsicht des Angeklagten war genau diese Hilfe. Und einem Dritten, mir, dem Fernsehzuschauer, der ein wenig "zu lang" hinschaut, ist diese Begegnung bis heute eine Hilfe, an das zu glauben, was in Worten so leicht zu formulieren und doch so mühselig und allmählich zur sicheren Erfahrung wird, um von Gewissheit noch zu schweigen: unser Einssein im Geist.

herzlichen Dank für deinen Kommentar,

Michael

Antwort
achim34 link
24/11/2015 09:56:32

Aber gewiss ist das uns und anderen Zusehenden eine Hilfe, diesen Richter diesem Verurteilten die Hand reichen zu sehen, wodurch er ihn und uns tatsächlich aufrichten half und erst zum Richter ward. Ich beabsichtigte nicht, die Handreichung des Vorsitzers zu schmälern oder abzuwerten, sondern lediglich das Ideal des Vergebens ohne zuvorige offizielle Verurteilung zu benennen.
Danke für Deinen schönen Text, mein Lieber!


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