HEIL-Haus --- zu Lektion 295 Schon von weitem höre ich die Geräusche knackender Zweige, die von einem derben Stück Holz verursacht werden, das immer wieder von unten in die Krone der alten Kastanie geworfen wird. Als ich näher komme, sind die beiden schon etwas älteren Wurfakrobaten – wohl ein Ehepaar – dabei, mit einem Strahlen der Vorfreude in den Gesichtern die Kastanien aufzusammeln, die sie so „geerntet“ haben, wahrscheinlich für ihre Enkelkinder, kann man annehmen. Ich gehe auf die beiden zu und bitte sie, damit aufzuhören, den Baum derart zu verletzen. Man muss mit wenigen Wörtern auskommen, Sprachbarriere. Sie sind ein wenig eingeschnappt und gehen dann mit ihrem schon gut gefüllten Beutel Kastanien davon. Eine etwas traurige Szene, in der sich verschiedene Interessen kreuzen, die nicht vereinbar zu sein scheinen. Die Freude der Großeltern hatte die Schmerzen eines Baumes übersehen. Ein wirklich versöhnliches Gespräch kommt nicht zustande. Jeder geht seines Weges. Der Baum, der kaum etwas anderes gelernt hat zu wollen als zum Licht zu streben und der seine Gelassenheit darin schon über Jahrhunderte eingeübt hat, bleibt leicht blutend zurück. Die Kastanie steht vor dem Eingang des Universitätskrankenhauses. Und sie steht da wie ein Symbol. Hier ist die Gesundheitsindustrie zu Hause, und sie hat ihre Interessen in Stein gehauen, in die Gebäudearchitektur gegossen, in das Verhalten des Personals eingebrannt und den Abläufen diktiert, die ein Streben nach dem Licht nicht vorsehen, das für alle gleichermaßen Nahrung und Lebensquelle ist. Hier ist der Geist nach wenigen Schritten ermüdet, er fühlt den Druck, sich den Notwendigkeiten zu beugen, sich zu den vorgegebenen Schienen zu reduzieren, auf denen sich die Züge hier nach Fahrplan bewegen. Er stört als das, was er IST, in allem und jedem frei atmend, auch hier, wo krank und gesund so klare Fronten zu bilden scheinen. Er akzeptiert keine Front, er denkt gleichzeitig an Kastanien und an Enkelkinder. Dafür ist hier kein Raum. Alles ist eine Spur zu eng, die Ausschilderung in dem labyrinthären Komplex ist so, dass sie immer ein wenig zu kurz greift, nie informiert sie vollständig, die Stationen und Patientenzimmer sind derart auf Funktionalität getrimmt, dass einem der Atem wegbleibt, die Pflegekräfte sind allenfalls höflich, aber immer schon weg, bevor man Luft für das geholt hat, was man sagen will, ihre Bewegungen gestresst, gehetzt, keine Zeit, keine Zeit, das ist hier der Takt. Ich habe es anders erlebt in den letzten Wochen. Es gibt ganz andere Krankenhäuser. Das letzte, ein Krankenhaus der Diakonie, hat auf den Stationen eine Schrift aushängen über die Philosophie des Hauses und darin kommen „Gott“ und „Nächstenliebe“ vor. Man hat das sehr stark gemerkt, als Patient und als Besucher ist man immer auf Augenhöhe mit denen gewesen, die hier arbeiten, ist ganz selbstverständlich als Mensch angesprochen worden, bevor die Scheidung in gesund und krank relevant geworden ist. Unfassbar der Kontrast zu dem Unikrankenhaus. Kein Raum. Keine Luft. Geistlos. Davon werden wir krank, nicht wahr? Und das müssen wir heilen! Den Wahn, es gehe uns besser, wenn wir den EINENDEN GEIST, wenn wir GOTT vor die Tür schicken, den Irrtum, damit Klarheit über unser Ziel erreichen zu können. „Die Angst erscheint in vielen verschiedenen Formen“, z.B. als Gesundheitswahn in einem wahnsinnig gewordenen Krankenhaus, das in allen seinen Elementen vermittelt, dass der Geist des Patienten, der nichts anderes wollen kann, als zum LICHT zu streben, wo sein HEIM und sein HEIL wohnt, bedeutungslos ist. „Doch die LIEBE ist eins“ und sie bleibt eins, wie sehr ich mich auch einfangen lasse von diesem Höllenort. Ich besuche mal wieder meinen Freund, und als ich das Patientenzimmer betrete, ist es, als sitze das Kastanienbaum-Paar einträchtig nebeneinander auf dem Nachbarbett und schaut Fernsehen. Sie diesmal ganz in Schwarz gehüllt und beide diesmal ohne die geringsten Deutschkenntnisse. Aber dann das: Mein Freund äußert, dass er Hunger habe und irgendwie muss die Frau in Schwarz das mitbekommen haben. Mit einem strahlenden Lächeln reicht sie ihm eine Banane herüber, die mein Freund dankbar annimmt. Der Heilige Geist schaut heute durch wen auch immer, und wenn nicht durch mich, der ich vielleicht gerade ein wenig schwächele, dann durch dich, und wenn er sich in dem Weg einer Banane von A nach B demonstriert, dann ist das heute der Weg. Wir müssen nur fest bleiben lernen: der GEIST lässt sich nicht aus der Tür schicken. Auch hier nicht.
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„Alle Gaben, die meine Brüder geben, gehören mir.“ Das ist eine sensationelle Lektion, und ich würde mal wetten, es ist eine der meistüberlesenen. Schönes Wort: meistüberlesen! Warum glaub ich das? Erst mal aus eigener Erfahrung mit mir selbst, und dann aus der Beobachtung heraus, dass hier etwas angesprochen wird, was wohl den meisten von uns derart gegen den Strich geht, dass sie gar nicht wirklich wissen wollen, wovon da eigentlich die Rede ist. Gut, das gilt natürlich für den Kurs überhaupt, er geht unserem Ego voll gegen den Strich. Aber hier ist eine sehr praktische Sache unseres Alltagserlebens angesprochen, und die ist wunderbar geeignet, mal so ein bisschen zu überprüfen, wieweit die eigene „kleine Bereitwilligkeit“ geht. Es geht hier darum, die Wunder der Erlösung im Bruder zu suchen und zu finden und nicht in „mir“. Diese Lektion ist eine Rarität insofern, dass sie zu den ganz wenigen Stellen im Kurs gehört, an denen „konkrete“ Beispiel gegeben werden. Und auch die - zwei an der Zahl - sind zwar konkret, aber doch auch fast schon wieder Verallgemeinerungen: „Ein Bruder lächelt einen anderen an, und mein Herz ist erfreut. Jemand spricht ein Wort der Dankbarkeit oder des Erbarmens, und mein Geist empfängt diese Gabe und nimmt sie als seine eigene an.“ Das kann man sich wirklich einrahmen, solche Stellen sind an einer Hand abzuzählen. Und jedesmal lächelt jemand oder ist dankbar, da ist der Kurs (und das mit Sicherheit ganz bewusst!) sehr ein-fältig und wortkarg. Dabei sagt er doch hier: „Jeden Tag kommen tausend Schätze zu mir mit jedem Augenblick, der verstreicht. Ich werde den ganzen Tag über mit Gaben gesegnet, deren Wert weit jenseits aller Dinge liegt, die ich mir vorstellen kann.“ Wieso fällt dem Kurs da nicht mehr Konkretes ein? Wie passt das zusammen? Ich denke, ER weiß so viel besser als jeder von uns, dass wir nur durch unseren ganz speziellen Weg, der für jeden für uns individuell ist, lernen werden, nur durch die Erfahrungen, die wir direkt machen bei der Anwendung der Vergebung. ER geleitet uns nur bis an die Tür, hinter der wir das WUNDER selbst erleben müssen, um unserem Denken schließlich eine ganz und gar unserer Gewohnheit entgegenlaufende Richtung geben zu WOLLEN und unsere IDENTITÄT im HIMMEL und nicht mehr in der Welt zu suchen und zu finden. Aber trotzdem. Zwei Beispiele gibt er hier. Der lächelnde Bruder, der einen anderen anlächelt und ein Jemand, der ein Wort des Dankes spricht. Das Besondere an diesen Beispielen ist, dass dieser „Andere“, der da angelächelt wird, nicht ich bin, und das Wort des Dankes bezieht sich auf irgendetwas, das nicht näher benannt ist. Jedenfalls auch nicht auf mich. „Ich“ bin nur mit meinen Gedanken dabei. An-wesend sozusagen. Die Situationen scheinen sich nicht auf mich zu beziehen, ich komme in ihnen nicht vor, und doch schwingt etwas in mir mit, und irgendwo fühle ich mich selbst angelächelt und so, als habe sich das Wort des Dankes an mein tiefstes Inneres gerichtet. Und das hat es auch. Das ist es, was mir diese Lektion sagt. Sie sagt mir, wer ich bin. Ich bin nicht der, der glaubt, die Situation habe nichts mit ihm zu tun, sondern der, der sich mit angelächelt fühlt, der sich mit allem freut, was Freude auslöst, und mit jedem Stückchen Angst, das sich irgendwo zugunsten des Vertrauens in die Wahrheit der LIEBE auflöst, angstfreier wird. Der bin ich. Und das soll ich glauben? Das soll ich glauben! Damit glaube ich an das Wunder der Heilung meiner körperlichen Identität, die wahnsinnigerweise auf der Trennung von mir und dir besteht. Hier wird es wirklich praktisch. Und hier können wir nicht mehr an dem WUNDER, das geschehen muss, um unseren Identitätswechsel zu ermöglichen, vorbeischauen. Die geistige Haltung der Vergebung ist für mich vor allem eine Haltung, in der ich das Wunder ERWARTE. Wenn ich vergebe, habe ich akzeptiert, dass ich mich und dich falsch gesehen habe. Ich hatte gedacht, wir seien getrennt. Jetzt akzeptiere ich das Wunder: Jedes Lächeln auf dieser Welt, jeder Dank, jeder Sonnenstrahl, der hinter einer Wolke hervorkommt, jedes versöhnliche Wort, jede Hilfe, die irgendwer irgendwem gibt in welcher Form auch immer … ist eine Gabe an mich, die mich „segnet“ in meiner wahren IDENTITÄT und mich wesentlich-mitwirkender Teil jeder Situation sein lässt. Wenn ich das so ERWARTE. Das ist mein eigener kleiner Beitrag: ich muss es für möglich halten, ich muss dem WUNDER einräumen, ES für mich zu SEIN: Die ganz konkrete Heilung meines Trennungsglaubens. Es gibt keine Situation, die nichts mit mir „zu tun“ hätte. Alles ist die Bitte um Vergebung oder die Gabe der Vergebung, die Bitte um Heilung oder die Gabe der Heilung. Und zwar meiner Heilung! Und um das so sehen zu können, muss ich verzichten lernen: auf alle Vergleiche, die „mich“ besser oder schlechter aussehen lassen als dich, auf alle „kleinen Vorteile“, die ich in meinen Positionen dir gegenüber sehe, auf allen Neid, die Missgunst, den Hader zwischen mir und meinem Lieblingsfeind und v.a. auf die eine Ausnahme, die mich dann doch dazu berechtigt, das Böse in dir zu sehen. Dann sehe ich z.B. im Fernsehen den Richter des Kriegsverbrechertribunsals in Den Haag, der nach der Verhandlung – der Abspann des Berichts läuft schon, der Ton ist bereits weg – auf den Verurteilten, der sich in der Verhandlung zu seinen Verbrechen bekannt und sich selbst als wahnsinnig bezeichnet hat – zugeht und dem total erstaunten „Täter“ die Hand gibt. Solch ein Moment. Da hab ich mich gleichzeitig vergessen und wiedererkannt: MIR ist vergeben! Was für eine Gabe! ❤️ Das hatten wir uns nicht klargemacht, warum auch: Der Tod „erhebt einen Anspruch“ auf unsere Zukunft. Warum sich das vor Augen halten, es war zu normal, alternativlos. Wir hatten uns da hinverwaltet, bis es eben soweit war. Die einen hatten jeweils noch ordentlich Luft, die anderen waren schon näher dran, die Sache war für uns alle dieselbe: gestorben wurde auf jeden Fall. Das klang ungefähr so: Da beschäftigen wir uns mit, wenn es soweit ist. Inzwischen machen wir was draus. Woraus? Ja, also aus dem Leben, oder? Das ist doch das Leben hier, nicht? Klar, was sonst. Weitermachen. In diesem Punkt waren wir sozusagen konfessions-ideologie-philosophie und parteienübergreifend solidarisch: des Menschen Schicksal. Muss man annehmen. Und jetzt der Schock: Das Ziel der Zukunft ist das Leben. Das steht hier so in der Lektion. Dann leb ich noch gar nicht? Die Zukunft, höre ich, sei dann die „bloße Ausdehnung der Gegenwart“. Und die, die Gegenwart nämlich, werde sich dadurch auszeichnen, dass „die Angst ihre Götzen und Bilder verloren hat“, wodurch sie „ohne Form“ ist und damit keine Wirkungen mehr haben kann. Das ist wirklich ein origineller Zugang zum Verständnis von Vergebung: die Welt und ihre Formen ist nötig geworden, um ein Leben getrennt von GOTT vorstellbar zu machen und „leben“ zu können. Sämtliche Formen und unsere gesamte Wahrnehmung wurde dabei der Angst übergeben, damit die eine Form finden kann, die von ihrem Entstehungsort ablenkt, unserem „dunkelsten Punkt“, wo wir fürchten, einen von GOTT separaten Willen gemacht zu haben und dafür vernichtet zu werden. Da wird die Art „Solidarität“ klar, die wir in Sachen „Tod“ pflegten: Er ist nur die logische Konsequenz dieses Manövers: die „Vernichtung“ wird berechenbar, man kann sich auf den Tod ganz gut einstellen, er wird zum Leitmotiv des Lebens, wenn auch meist unentdeckt, weil seine Vermeidung das große Thema ist. Aber eben damit ist er das Zentrum all unseres Strebens. Unfassbar, oder? Ich glaub, ich brauch an dieser Stelle ne kleine Beruhigungspille … Mensch, haben wir ein Glück mit dem Kurs, oder? Er ist so einfach, weil ES so einfach ist: wir befreien die Gegenwart, indem wir dem, auf das wir gerade blicken, verweigern, ein Zuhause für die Angst zu sein. Wir nehmen die Sühne an, wie es so schön heißt. Wofür ist „es“: der Baum, die Beruhigungspille, der Schnupfen, der Nachbar, die Eltern, die Kinder, die Prüfung, der Partner, das Wetter … wofür ist „es“ dann ein Zuhause? Was bleibt, wenn die Angst raus ist? Eine Zukunft in GEGENWART. Leben ist ihr Ziel. Wenn die Angst ihre „Götzen verloren“ hat und deshalb nicht mehr wirken kann, was wirkt dann? Vermutlich einfach DU! Und ganz ohne Nebenwirkungen! ❤️ Ich sehe was, was du nicht siehst … zu Lektion 312 * … und das ist Grün. Also fahr los! Du sagst: Ich glaub, du spinnst, es ist Rot! Ich bleibe stehen! Und ich: Im Kurs steht aber: „Es ist unmöglich, dass wir übersehen, was wir sehen möchten, und das nicht sehen, was wir zu erblicken wählten“. Es ist Grün! Das steht auch so in meinem Drehbuch! Es kommt zum Konflikt zwischen uns. Zum Glück bleibst du ruhig und lässt dich nicht irre machen. Es ist ja wirklich Rot. Ich wollte nur mal von dir hören, wie du diese Kursstelle verstehst. Lass mich in Ruh mit dem Drehbuch, sagst du, ich kann es nicht leiden. Mein Leben ist nicht vorbestimmt. Wie soll denn das gehen, wenn in meinem Drehbuch Rot steht und in deinem Grün? Den Rest der Fahrt schweigen wir. Deine Frage finde ich gut. Beantworten kann ich sie nicht. Für mich kann sich die Idee der „Vorbestimmung“ nicht auf konkrete Tatsachen beziehen, weil es gar keine konkreten Tatsachen gibt. Das ist ja eben der springende Punkt, in wahrsten Sinne des Wortes: er springt immer weg, wenn man ihn festhalten will! „Ich sehe alle Dinge so, wie ich sie haben möchte“: ich sehe sie im Licht meines Urteils oder in SEINEM LICHT. Das ist für mich Vor-Bestimmung. „Die Wahrnehmung folgt dem Urteil.“ Ich entscheide, welchem. Was will ich sehen: eine Welt des Konflikts oder eine des Geistesfriedens, in der die einzige Tatsache, die es überhaupt gibt und die diesen Namen verdient, LIEBE heißt? „Rot“ ist – sozusagen von Haus aus - ein Urteil, „Grün“ ebenso. Wie alles in der Welt ist es „gemacht“, um das Urteil gegen GOTT „leben“ zu können. Wir „leben“ also ständig an der einzigen „Tatsache“ vorbei. Im Fall von Rot und Grün schaffen wir es gerade mal, einen vernünftigen Konsens zu bilden, der einen Unfall vermeiden hilft und das Knöllchenbudget nicht überstrapaziert. Aber echte „Tatsachen“ kann es hier nicht geben, alles ist bezweifelbar, nichts ist ewig und unwandelbar. Irgendwoher kommt einer, für den ist unser Rot sein Grün. Das sind wir gewohnt, damit leben wir, und sagen eben „Tatsache“ zu Dingen, über die wir einen Konsens haben, dass sie zwischen uns als solche gelten sollen. Mehr ist in einer Welt des grundsätzlichen ( von uns so gewollten) Konflikts zwischen Zeit und EWIGKEIT, zwischen Denken und REINEM GEIST, zwischen Erde und HIMMEL nicht zu erreichen. Wir müssen uns ständig einigen. Aber dann hole ich doch noch mal die Idee des Drehbuchs raus und lasse es den SCHON-HEILEN-GEIST geschrieben haben. ER ist jetzt meine Vor-Bestimmung, SEIN URTEIL hat den Zeitpunkt festgelegt, an dem Rot und Grün EINS werden, und dieser Zeitpunkt ist JETZT. Er ist immer JETZT. Durch SEIN AUGE sehe ich eine Welt, der jedes Urteilen gegen IHN vergeben ist, und in der ich ganz in Ruhe vor der nächsten roten Ampel stehen kann und keine Fragen mehr habe. Da ist plötzlich viel Grün im Rot! Und du fährst trotzdem nicht los. Wir sind in diesem Augenblick in der wahren Welt angekommen. Keine Konflikte. Und jetzt ist Grün! Also los! ❤️ Zwei Monate habe ich ihn jeden Tag begleitet durch viele Arztpraxen, Krankenhäuser und Reha-Einrichtungen. Heute werden wir uns nicht sehen. Das Krankenhaus hat seine Tore geschlossen für mich: Der Freund wird operiert, Technik, Professionalität und klinische Hygiene schließen ihn ein. Sein Geist ist betäubt und der Geist derer, die Zugang zu ihm haben, ist auf sein körperliches Herz fokussiert. Irgendwann wird einer von ihnen mich anrufen. Ich muss einen Schritt zurücktreten: ich kann nichts mehr tun. Bis gestern war ich um ihn, wir lernten nach seinem Schlaganfall gemeinsam wieder das Sprechen. Jeden Tag mindestens zwei Stunden harten Trainings. Er ist Musiker und das Üben gewohnt, wir konnten große Erfolge einfahren! Anfangs fand er kaum ein Wort in sich, dann kam alles nach und nach wieder, v.a. Oberbegriffe zu bilden und zu abstrahieren gelang ihm immer besser, so dass wir zuletzt wie in alten Zeiten über Gott und die Welt sprechen konnten. Er ist Christ und „Gott“ war als Thema immer wichtig zwischen uns gewesen. Jetzt wurde es elementar, nachdem klar wurde, dass der Schlaganfall nur der Beginn der Schwierigkeiten gewesen war. Er kennt den KiW nur über mich, selbst ist er über eine helfende Tätigkeit in einer christlichen Gemeinde zum Glauben gekommen. Unsere Sprache über das Thema ist also ziemlich unterschiedlich, aber wir hatten gerade im letzten halben Jahr das deutliche Gefühl, von derselben PERPEKIVE zu sprechen. Während die Worte also langsam wieder zu meinem Freund zurückkamen, gingen sie einem dritten Gesprächsteilnehmer in dieser Zeit von Tag zu Tag mehr aus: der Schwager des Freundes, der anfangs noch ins Krankenhaus zu Besuch gekommen war, konnte sich wegen seiner eigenen schweren Krankheit zuletzt nur noch telefonisch und per sms beteiligen: der Atem reichte nicht mehr für Ausflüge und auch nicht dafür, viele Worte zu machen. Er ist ein entschieden bibelwortgetreuer Christ und spricht die „härteste Sprache“ von uns dreien, die mich all die Jahre, die ich ihn schon kenne, eher dazu verleitet haben, ihn und seine Gemeinde zu meiden. Jetzt aber, in dieser besonderen Konstellation, geschah etwas Wundervolles: Es war, als entstünde so etwas wie ein Raum um unsere Begegnungen, vor dem jeder der Beteiligten seine Rüstung und den Schutzschild ablegte, bevor er ihn betrat. Das hat allen Worten das Trennende genommen. Es gab nicht die geringste Anstrengung, den anderen in seiner Terminologie zu korrigieren. Etwas Zärtlicheres als den Umgang von Freund und Schwager habe ich selten erlebt, da war nur noch die gemeinsame PEREPKTIVE zu spüren, die gemeinsame Wahrheit, und ich war wie selbstverständlich dabei: in der selben PEREPKTIVE. Wir sind kein Körper, Wir sind EINS. Es ist die LIEBE, die uns GANZ sein lässt und nicht unsere funktionierenden Organe. Danke euch beiden dafür, und danke euch, die ihr meine Berichte von dieser Reise mitgelesen habt. Teilen hilft. Teilen heilt die Trennung. Wir können nichts anderes als unsere GANZHEIT miteinander teilen! Und das spüre ich jetzt in diesem Moment so stark: in dieses Teilen einzutreten kann uns nichts und niemand verwehren, zu keiner Zeit! Kein noch so hermetisch verriegeltes Tor ist in der Lage, uns diesen Raum zu versperren, in den wir die LIEBE vorgelassen haben, damit sie unserem Geist den Wahn der Trennung nehme. Während das Herz meines Freundes buchstäblich in den Händen der Chirurgen liegt, öffne ich das meine auf diese Weise. „In Furchtlosigkeit und Liebe verbringe ich den heutigen Tag.“ DANKE! ❤️ „Alles was ich gebe, gebe ich mir selbst“. Das hätten wir nicht gedacht, dass uns jemand auf dieses sorgsam versteckte Geheimnis kommen könnte! Wenn alle mitspielen, geht die Rechnung doch so schön auf: was ich dir gebe, bin ich los! Zum Beispiel diese unangenehm lauernde Schuld, versagt zu haben, zerstört zu haben, es verbockt, wen verletzt, was falsch gemacht zu haben, mehr geschadet als genützt zu haben, überhaupt irgendwie alle anderen nur zu stören durch meine Anwesenheit, Liebe nicht zu verdienen … dieses nagende Gefühl, der Mangel käme mit meiner Person erst in die Welt, baaahhhh, nicht auszuhalten und wie gesagt: so schön abzuladen bei dir, wenn du mitspielst. Ich spiel dir den Ball zu, du spielst in weiter, irgendwann fällt ein Tor, nicht schlimm, es gibt ein neues Spiel. Aber da müsst ihr euch auch an die Regeln halten, wenn das klappen soll! Also das blaue Buch bitte mal gleich wieder verkaufen! Es stimmt ja alles, was da drin steht, aber wollen wir das wissen? Sag nicht vorschnell Ja, du weißt nicht,was du aufgibst! Also vor allem die Vergebung. Das ist so einfach ohne blaues Buch. Ich gebe dir die Schuld und bin sie dadurch los. Und dann vergebe ich dir. Das macht mich nicht nur zum unschuldigen, sondern darüber hinaus zum gütigen Menschen und hinterlässt bei mir ein wunderbar erhabenes Gefühl, bei dir eher den Eindruck, mit einem blauen Auge davongekommen zu sein. Und du machst das genauso und irgendwie finden wir ein Gleichgewicht. Das geht ganz einfach, weil die Idee, dass wir EIN GEIST SIND und deshalb Geben und Empfangen ebenfalls EINS sein muss, „verrückt“ genannt werden kann, ohne dass man einen Widerspruch zu fürchten braucht. Alles spricht gegen eine solche Annahme, wir erleben uns als getrennte Individuen, und wer den Ball zu lange in der Hand hält, ist selbst schuld. Eben. Der „hat“ sie, die Schuld. Und jetzt soll ich …? Vergebung geben? Das ist echt Sabotage! Vergebung hab ich nie „gegeben“, die hab ich gewährt oder zugebilligt oder wegen mir geschenkt, aber natürlich nur unter Bedingungen, wichtig! Ein demütiges Dankeschön hat da schon immer drin sein müssen! „Vergebung“ und „Geben“, zusammenzubringen, also so was wie einen Zustand der Bedingungslosigkeit mutwillig zu provozieren, das halte ich für wirklich gefährlich! Das unterläuft das Regelwerk unseres Zusammenlebens und torpediert unser gesamtes Beurteilungssystems. Wer sagt dann noch, was gut ist und was schlecht? Ja, wer? Ist da Jemand? Oder Etwas? Bis DU das? Es würde mich wundern! Wann ist eigentlich „Jetzt“? Na jedenfalls nicht erst nachher und auch nicht vorhin. Jetzt eben. Und was heißt das? Wenn ich etwas sehe, höre, irgendwie mit meinen Sinnen erfasse, dann ist das Jetzt. Und wenn ich an etwas denke, z.B. an die Vergangenheit oder die Zukunft, wenn ich mir etwas vorstelle, dann ist das auch Jetzt. Also immer, wenn ich wahrnehme, ist Jetzt. Ansonsten ist irgendwann anders, nur nicht Jetzt. Das heißt auch, Jetzt ist für mich wann ganz anders als für dich. Wenn du z.B. noch gar nicht geboren bist, dann ist Jetzt für dich erst nachher ... also hör mal, das wird mir zu kompliziert! Trotzdem hat das Jetzt was! Es fühlt sich entschieden lebendiger an als z.B. das Vorhin. Weil ich darin vorkomme in diesem Jetzt, im Vorhin erst dann, wenn ich wieder dran denke, dann ist es ja wieder Jetzt. Eine ausgegrabene Stadt der Antike ist für mich tot, es sein denn, ich bin Archäologe oder sonstwie interessiert, dann wird sie Teil meiner Gegenwart, Jetzt nämlich. Und wenn ich ein Foto von mir anschaue von früher, dann muss ich ja auch die Situation wieder „aufleben“ lassen, bevor mir das was bringt. Also kann man mit dem Kurs wirklich sagen: Eigentlich gibt es gar keine andere Zeit als das Jetzt, jedenfalls kann ich mich nur im Jetzt erleben. Das ist nicht ganz falsch, aber schon gar nicht ganz richtig. Wie wir ja wissen, gibt es ja überhaupt gar keine Zeit! Die EWIGKEIT ist das Einzige, was es wahrhaftig „geben“ kann. Verflixt, wo ist es Jetzt hin, mein Jetzt? Egon liest den Kurs immer mit. Er ist extrem wissbegierig und macht besonders gerne metaphysische Denkübungen. Aber er hat eine wirklich schlechte Angewohnheit: Er kommt nie so richtig auf den Punkt. Wie ich jetzt auch, nicht wahr? Der Text fängt ja schon richtig an zu eiern! Am Ende ziehen wir gemeinsam – ich und Egon - die Decke übern Kopf und einigen uns auf ein Jetzt, von dem ja schließlich jeder weiß, was damit gemeint ist. Jetzt eben. Der Punkt, auf den Egon nicht kommt und auch gar nicht kommen will, ist der CHRISTUS, die EWIGE GEGENWART, die er mich mal wieder erfolgreich hat vergessen lassen! Die Einladung liegt noch hier herum, nicht abgeschickt! CHRISTUS, das JETZT, das ich mit dir teilen kann, unser ewiges JETZT, in das ich mein Jetzt eingehen lassen kann … wieder mal überschlittert. Macht nichts. Noch mal von vorn: Wann ist eigentlich JETZT? Dann, wenn ich mein Jetzt SEINEM vergangenheits- und zukunftslosen JETZT anvertraue und es als mit dem deinen teilbar erlebe. Insofern ist es wirklich ein „Intervall“, wie die Lektion sagt, immer noch erfahre ich mich darin mit meiner Wahrnehmung, die sich allerdings verändert: ich erlebe eine Zeit, in der Heilung geschieht. Eine Zeit des Wunders, in der SEINE Gesetze und nicht meine gelten. Eine Zeitspanne, die dazu dient, über die Zeit hinauszugehen in die EWIGKEIT. Einen HEILIGEN AUGENBLICK. JETZT. ❤️ „Nur einen Augenblick lang dauert diese Welt“. Dann halte ich kurz mal die Luft an und schon wird es besser. Hat nicht geklappt. Ich muss schon tief durchatmen in diesem einen kurzen Augenblick, wenn ich die Freude bemerken will, in die dieser Moment der scheinbaren Existenz einer Welt eingebettet ist und in die er eingehen wird, wenn wir einwilligen, ihn aus lauter Freude wieder in die Ewigkeit zu entlassen. Tief durchatmen, das heißt all meinen Gedanken neu begegnen, nichts auslassen, weit werden, bis die Luft der Vergebung in die letzte Alveole meiner geistigen Lunge eingeströmt ist und ich merke, wie damit alle Dinge dieser Welt, alles, an das ich denke, berührt und erlöst wird. Dort ist mein Geist: in allen Dingen, in dir genauso wie in mir. Kein stoffliches Hirn kann uns trennen und keine Zeit: nur einen Augenblick lang dauert diese Welt, in der ich denke, dass ich einen privaten, von der Vergebung unberührten Gedanken haben könnte. Tief durchatmen. Wir können uns „alle Zeit der Welt“ lassen, aber es ist immer nur „ein Augenblick“, den dieser Atemzug dauert. Und nur Liebe, Geduld, Verständnis für die Verzögerungsversuche anderer, Mitgefühl für den an der Getrenntheit festhaltenden Willen der uns umgebenden Welt, Vertrauen in die Heilbarkeit von Angst in jeder Form und die geistig offene Erwartung des Wunders werden CHRISTUS erlauben, unser Atem zu sein. Für einen Augenblick. ❤️ ❤️ „Wir können keine Gabe bringen, die DEINEM SOHN genügen würde. In DEINER LIEBE ist die Gabe CHRISTI jedoch sein.“ Die Erkenntnis, dir nichts geben zu können, was dir genügen könnte, gut genug für dich ist, dich froh und glücklich werden lassen kann, wird zur Befreiung: ich trete mit meinen „Gaben“ zurück und mache damit den Weg frei für SEINE. Ich mische mich nicht ein, wenn ER dir SEINE GANZE LIEBE geben will. Ich stehe nur staunend neben dir und schaue zu. Und wirklich: Dabei „kann ich die Welt vergessen, die ich machte“ und die so viele Voraussetzungen braucht, um zu funktionieren und uns in die Lage zu versetzen, einander etwas „geben“ zu können. Wenn man bloß mal überlegt, wievieler Zufälle es bedarf, dass wir miteinander auch nur einigermaßen klarkommen, oder dass man ohne Geld fast unbeweglich wird in unseren Gesellschaften, ohne speziellen Fähigkeiten als nutzlos gilt und im Alter anderen anfängt, zur Last zu fallen. Was für ein Lotteriespiel unseres Gabenbringens das wird, und wenn du am Ende die Rechnung aufmachst, ob du genug gegeben hast in deinem Leben, wirds vielleicht so richtig eng für dich! Das kann ich für diesen Moment, in dem ich einfach neben dir stehe und da bin, komplett vergessen: ER gibt dir gerade SEINE GANZE LIEBE. Dir einen schönen Tag, Bruder! ❤️ Bereitwilligkeit. Das ist eine große Sache im Kurs. Er legt großen Wert auf das, was er „kleine Bereitwilligkeit“ nennt. Auch hier: CHRISTI WIEDERKUNFT „bedarf deiner Augen und Ohren, Hände und Füße. Sie bedarf deiner Stimme. Am meisten aber bedarf sie deiner Bereitwilligkeit.“ Was für eine schönes Wort: „Bereitwilligkeit“! Mit Willensstärke verbinden wir normalerweise Entschlossenheit mit dem Blick auf ein Ziel, auf das wir unseren Willen ausgerichtet haben: wir setzen uns durch, nämlich durch das Chaos anderer Zielrichtungen, die etwas anderes wollen als wir oder sogar direkt gegen unseren Willen gerichtet sind. Und jetzt sollen wir diese kämpfende, streitende, sich wehrhaft machende Zielgerichtetheit niederlegen und „bereitwillig“ werden für SEINEN WILLEN. Die LIEBE muss schon bei dir gewesen sein, bevor ich auf dich schaute. SIE muss auch bei Dir bleiben, wenn ich dich verlasse, ignoriere, vergesse, totglaube … wie soll ich sonst begreifen, dass es möglich sein soll, meinen Willen in deinem zu sehen? Um so „bereit“ zu sein für SEINEN WILLEN? Vergebung nennt das der Kurs, und unsere Bereitwilligkeit, sie „ausnahmslos und ohne Vorbehalt auf allen Dingen ruhen zu lassen“ die „WIEDERKUNFT CHRISTI“. Mit meinen Augen und Ohren, Händen und Füßen gehe ich dem nach, mit meiner Stimme forme ich SEIN formloses WORT. Meine Bereitwilligkeit lädt IHN ein, unsere WAHRHEIT zu SEIN und mir den Weg durch das Chaos, das unsere einzelnen, gegeneinander streitenden Willensäußerungen aufrechterhalten, zu finden. Ich erwarte das Wunder SEINER Führung durch diese Welt. Und so bewege ich mich. „Die Vergebung leuchtet CHRISTI WIEDERKUNFT den Weg, weil sei auf alles als eins leuchtet.“ Sie ruht schon immer auf dir und mir und auf allen Dingen. Und leuchtet „als eins“ auf uns. Kann ich das heute ganz und gar zulassen? Mein „Heute“ sieht z.B. so aus: Ich begleite weiter meinen Freund, der kurz vor einer nicht ungefährlichen Operation steht und dessen Frau, die gleichzeitig von einer noch vollkommen unüberschaubaren Krankheit heimgesucht wird. Der Schwager der Freundes, sein inniger Vertrauter, teilt mir gestern mit, dass er nicht mehr ins Krankenhaus zu Besuch kommen könne, weil er durch seine eigene Krankheit zu schwach geworden sei, die Luft reiche nur noch morgens für ein paar Stunden zum Sprechen … Es gibt solche Engpässe, scheinbare Sackgassen, wie Todesstrudel sehen sie aus und sind doch keine: so viel Herzlichkeit passiert da zwischen allen Beteiligten, so viel Vertrauenszuwachs, so viel LICHT ist zu erleben! Kann ich die Vergebung auf dieser Szene ruhen lassen? Meinen Willen in deinen legen, auf dass der SEINE geschehe? Kann ich den „kleinen Unterschied“ zwischen mir und dir, der für mich ein „Vorteil“ zu sein scheint und darin besteht, dass ich nur der Begleiter, die anderen die eigentlich Betroffenen sind, der „kleinen Bereitwilligkeit“ weichen lassen, uns als EINS sehen zu wollen? Die Vergebung „leuchtet auf alles als eins.“ Da ist der tiefste Punkt des Strudels und hier tauche ich auf, zusammen mit denen, die mich mit ihren Gedanken begleiten und bei denen ich mit meinen bin. Leben ist Denken in EINEM GEIST. ❤️ |
AutorWenn ich die STILLE aufschreiben könnte, die zu mir aus der Verbundenheit mit dir spricht, würde ich es tun. |